Im Rahmen der „Priener Geschichten“ lässt die Prien Marketing GmbH Einheimische zu Wort kommen, die die junge und alte Geschichte der Seegemeinde für den Leser ganz neu erfahrbar macht. Gemeinsam geht’s besser: Ob katholisch, evangelisch oder neuapostolisch, jeder Anhänger dieser Kirchen ist Christ. In Prien besinnt man sich deswegen auf die Gemeinsamkeiten und feiert die Ökumene.
Prien – Das Christentum ist eine Weltreligion, etwa 2,3 Milliarden Menschen glauben an Jesus Christus. Laut einer Umfrage der Bundeszentrale für politische Bildung ordnen sich mehr als die Hälfte der Deutschen, nämlich 64,2 Prozent, einer christlichen Religionsgemeinschaft zu. Obwohl sie den gleichen Gott verehren, teilen sich Christen aber in verschiedene Strömungen auf. Verschiedene Traditionen sowie Brüche in der Vergangenheit sind der Grund für diese Trennung.
In Prien konzentriert man sich aber lieber auf die auf die christlichen Gemeinsamkeiten. Zusammen haben dort die Katholische, die Evangelische und die Neuapostolische Kirche eine ökumenische Plattform geschaffen. Für das christliche Zusammenleben wurde sogar eine lokale Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland gegründet: Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Chiemsee (ACK).
„Wir sind alle Christen, wir müssen zusammenhalten“
„Wenn man über Glauben spricht, geht es meist um die Unterschiede“, erklärt Heinz-Peter Hungbaur, Gemeindevorsteher der Neuapostolischen Kirche Prien. „Dabei sollten wir uns lieber fragen: Was vereint uns? Das spüre ich immer wieder, wenn ich mit Geistlichen anderer christlicher Kirchen zusammenkomme, bis hin zu einem persönlichen Zusammentreffen mit Papst Franziskus im Jahr 2017.“ Blickt man auf die Vergangenheit der christlichen Kirchen, war das nicht immer so. „Die verschiedenen Glaubensauslegungen haben die Christen gespalten, ja. Deswegen ist es höchste Zeit, dass wir uns bewusst machen: Wir sind alle Christen, wir müssen zusammenhalten“, führt Klaus Hofstetter, Pfarrverbandsleiter und katholischer Pfarrer von Prien am Chiemsee, aus.
Gemeinsam aufbrechen und Berge versetzen
Umgesetzt wird dieser gemeinschaftliche Gedanke in Prien durch die Ökumene. An christlichen Feiertagen, in der Vorweihnachtszeit und bei anderen Anlässen feiert man hier gemeinsame Gottesdienste und setzt Aktionen zusammen um. „Das christliche Angebot auf dem Christkindlmarkt unter dem Titel ‚ökumenischer Sternenweg‘ organisieren die Kirchen beispielsweise immer gemeinsam“, erzählt Christine Wackerbarth, Pfarrerin und evangelische Klinikseelsorgerin in 4 Kliniken in Prien. Aber auch gemeinsame Ausflüge und Wanderungen unternehmen die Kirchen. Beim „Friedens-Gipfeltreffen“ laufen die Christen beispielsweise unter dem Motto „Begegnen, Besinnen, Bewegen“ gemeinsam zum Schnappenkircherl. Auch das Leitthema der ACK greift diesen Gedanken auf: „Gemeinsam aufbrechen, neue Wege gehen, Berge versetzen…”
Hier feiern alle zusammen: die Ökumene in Prien
Es geht also nicht nur um das gemeinsame Feiern der Religion, sondern um das Zusammenleben selbst. „Natürlich sind damit nicht immer alle glücklich: Traditionsliebende Menschen gibt es in allen Religionsgemeinschaften und auch in allen Altersklassen“, weiß Hungbaur. „Aber die Resonanz ist großartig: Immer wieder bedanken sich Gemeindemitglieder bei uns für das gemeinsame Zeugnis“, berichtet Hofstetter ein wenig stolz. Bereits vor seiner Zeit in Prien beschäftigte er sich mit dem Thema: Er war international für das Zentrum der Fokolar-Bewegung, einer katholischen Geistlichen Gemeinschaft, die sich besonders für die Ökumene einsetzt, in Rom tätig. Denn die Trennung der christlichen Kirchen führe auch immer wieder zu politischen und organisatorischen Schwierigkeiten.
„Dabei können wir alle zusammenhelfen und voneinander lernen“, gibt Hungbaur zu bedenken. „Vieles im Wort Gottes kann man für sich interpretieren und da können unterschiedliche Auslegungen sehr inspirierend sein“, stimmt Hofstetter zu. „Aber das wichtigste, das uns vereint: Wir sind alle gläubige Menschen und wir freuen uns über jeden, der bei der Ökumene in Prien mitmacht“, ergänzt Wackerbarth. Gemeinsam aufbrechen, neue Wege gehen und Berge versetzen eben.
Foto Pfarrer Wackerbarth & Pfarrer Hofstetter: Copyright Anita Berger