Im Rahmen der „Priener Geschichten“ lässt die Prien Marketing GmbH Einheimische zu Wort kommen, die die junge und alte Geschichte der Seegemeinde für den Leser ganz neu erfahrbar macht. Gerdi Westermeyr kreiert in ihrem gleichnamigen Atelier seit 60 Jahren die Träume ihrer Kundinnen aus feinsten Stoffen. Anstelle der maßgefertigten Mode aus Prien ist es heute aber mehr die ausgesuchte Konfektion, die Frauen anzieht.
Prien – Ein individuell geschneidertes Kleid, maßgefertigte Mode, Haute Couture – ein Luxus, den frau sich kaum noch vorstellen kann. Doch Gerdi Westermeyr erfüllt diesen Traum in ihrem Atelier – seit 1961 bis heute. „Es hat sich in den letzten Jahren schon geändert“, erzählt die fleißige Schneidermeisterin. „Heute ist es in erster Linie Anlassmode, vor allem Abend- und Brautroben oder besondere, stilechte Dirndl, die wir anfertigen.“
Als sie in einem führenden Münchener Salon ihre Ausbildung absolvierte, durfte sie noch die Stars des deutschen Films einkleiden. Ob Getrud Kückelmann, Ruth Leuwerik oder Camilla Horn, sie alle schwärmten für maßgefertigte Mode. „Ich liebe meinen Beruf bis heute heiß und innig. Das ist mein Hobby und ich bin dankbar, dass ich immer noch dabei sein kann“, plaudert Gerdi Westermeyr aus dem Nähkästchen. Heute führt ihre Tochter das bekannte Atelier samt Laden in Prien. Sabine Westermeyr hat im mütterlichen Betrieb gelernt, schon als Auszubildende begleitete sie ihre Mutter zu den Couture-Schauen der großen Designer in Paris.
Zwischen Ehrenamt und Haute Couture
Ihre Meisterprüfung machte Gerdi Westermeyr bereits 1958. Seitdem bildete sie 68 SchneiderInnen aus und veranstaltete prächtige Modenschauen. „Da waren bis zu 500 geladene Gäste, bekannte Models trugen meine Entwürfe über den Laufsteg“, erzählt sie von ihren Couture-Schauen in Prien. Zudem bekleidete die Schneidermeisterin etliche Ehrenämter. So war sie unter anderem Präsidentin des Deutschen Mode-Instituts in München, für zehn Jahre Vizepräsidentin der Handwerkskammer München und Oberbayern, wurde in das Präsidium des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks gewählt und war Mitglied im Bayerischen Senat. Besonders die Rolle der Frau lag ihr stets am Herzen, dementsprechend zählt sie zu den Gründungsmitgliedern des Club Soroptimist International Prien am Chiemsee. „Bei all dieser Arbeit und den diversen Aufgaben muss ich heute sagen: Ich hatte einfach großes Glück mit meinem Mann. Er hat meine Unternehmungen nicht nur akzeptiert, sondern mich nach Kräften unterstützt und stets an mich geglaubt“, erinnert sie sich an ihre Vergangenheit.
Shoppen in Prien: hochwertige Mode bei Gerdi Westermeyr
Heute ist es in ihrem Priener Geschäft hauptsächlich hochwertige Konfektion, von sportlich bis elegant, welche die Stammkunden schätzen. Im Atelier geht es mittlerweil schon ruhiger zu: Statt den früheren bis zu zwölf Schneiderinnen sind noch zwei Mitarbeiterinnen fest angestellt. Maßgefertigte Mode aus Prien leisten sich heute aber nur noch wenige Frauen. Aber für das Brautkleid und andere besondere Anlässe finden die Kundinnen den Weg zu Gerdi Westermeyr. „Gemeinsam suchen wir dann in meinem Lager die Stoffe aus, wie Spitze aus St. Gallen, Brokat aus Wien. Wenn ich einen schönen Stoff gesehen habe, konnte ich meist nicht widerstehen“, schwelgt sie in Erinnerungen.<br
Zwischen Ehrenamt und Haute Couture
Onlineshop und Instagram
Doch die Einschränkungen im Einzelhandel spüren auch die Westermeyrs: Im ersten Lockdown nähten sie Masken, einen Teil der Einnahmen daraus spendeten sie an die Priener Tafel. „Außerdem hatten wir jetzt endlich Zeit für die Anfertigung eines neuen Kleides für mich“, freut sich Gerdi Westermeyr.
Neuerdings bietet das Mutter-Tochter-Gespann die Konfektion auch im Onlineshop und auf Instagram an, per Click&Collect und natürlich auch zum nach Hause bestellen. „Aber der Zauber von einem individuellen Unikat, das ist schon was ganz besonderes…“, verrät Gerdi Westermeyr.