Der Reiz des Chiemsees ist die Weite – sie macht frei und öffnet die Herzen für das reine Sein. Vor dem unbegrenzten Blick ziehen sich die Chiemgauer Voralpen vom Wendelstein bis zum Berchtesgadener Land. Es gibt keinen schöneren Zusammenklang von der mächtigen Weite des Sees mit dem vielgestaltigen Hochgebirge als in diesem Panorama. Eingebettet in diese faszinierende Landschaft liegt der Ort Prien – umgeben von Plätzen bei denen man durch innere Ruhe Kraft und Energie gewinnt.
Im Zentrum von Prien steht die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit ihrem nadelspitzen, 70 Meter hohen Turm. Direkt daneben verbirgt sich hinter einer uralten Linde der Eingang in die kleine Kapelle St. Johannes. Ein Ort der Entschleunigung – umringt von quirligen manchmal hektisch anmutenden Treiben der Marktgemeinde, findet man hier eine zeitlose Geborgenheit. Die christlich religiösen Grotten im Inneren haben eine besonders mystische Wirkung auf den Betrachter.
Auf der Herreninsel die Ruhe genießen: In ihrem Südteil, jenseits des Prunkschlosses des bayerischen Märchenkönigs und der Scharen an Besuchern im Sommer hat sich die Inselstille der schönen Wälder erhalten. Entlang einer uralten Baumallee, bei einer Rast an der Ottos Ruh unterhalb einer mächtigen Buche und der am Südostufer gelegenen Pauls Ruh wird man immer wieder mit Weit-, Aus- und Durchblicken beschenkt, bei denen der Alltag in weite Ferne verschwindet.
Verträumt und wie verwunschen liegt mitten im See die Fraueninsel. Auf diesem idyllischen Eiland liegt das über tausendjährige Kloster der Benediktinerinnen, das Münster und sein achteckiger Campanile mit der markanten Haube, die steinalten Linden und Eichen, die den Glockenturm noch überragen. Auf den kleinen Pfaden über die Insel wird das Gehen zum Schlendern, am Ufer sitzend, betrachtet man den Silberspiegel des Sees – ein abschweifendes Verweilen. Dort, wo sich alle Wege kreuzen, liegt der wohl älteste Kultplatz. Seit mindestens tausend Jahren stehen auf dem höchsten Punkt der Insel zwei riesige Baumpersönlichkeiten, die Marien- und die Tassilolinde. Von der Natur geschaffen, findet man hier einen Ort der die Seele berührt.
Im Eichental, am westlichen Ortsrand von Prien ist der Weg das Ziel. Unter dem Dach einer wildgewachsenen Baumallee führt eine kleine Straße flussaufwärts in den Naturpark. Die wohltuende Wirkung einer Wanderung durch das Eichental lässt sich schon allein durch das Plätschern und Gurgeln der Prien, dem Mühlbach und einem alten Wassermühlrad begründen. Die Heilkraft des Wassers kann man hier auch an der Kneippanlage erfahren, das kühle Nass lässt Beschwerden lindern. Oberhalb des Tals liegt in nördlicher Richtung die Wallfahrtskirche St. Salvator – noch heute erinnern Sagen und Legenden an deren Entstehung.
Auf einem schmalen leicht ansteigenden Weg gelangt man in nur wenigen Minuten auf den Herrnberg zwischen Ortskern und Prien/Stock. Oben angekommen eröffnet sich ein Bild der Versöhnung vor den Augen des Betrachters. Hier vereinigen sich die Weite des Chiemsees und die Freiheit des Voralpendlandes mit der Nähe der mächtig aufsteigenden Alpenwelt. Auf dieser malerischen Anhöhe feiern die Prienerinnen und Priener den Beginn des Sommers. Um den 29. Juni rum wird bei Einbruch der Dunkelheit das Peterlsfeuer entzündet – das Feuer ist ein altes Symbol für die Sonne, durch das Verbrennen der Strohpuppe wurden nach heidnischen Glauben die Wintergeister ausgetrieben.
Westlich vom Chiemsee liegt auf einem Moränenhügel, die der Chiemseegletscher hinterlassen hat, der Priener Ortsteil Urschalling. In dem kleinen, unscheinbaren Kirchlein Sankt Jakobus ist eine weltberühmte und viel diskutierte Dreifaltigkeitsdarstellung zu sehen. Die Einheit im Körper mit zwei Händen, bekleidet mit einem Hauptgewand und einem umhüllenden Mantel; die Dreiheit in den Häuptern und dem darauf verteilten göttlichen Nimbus mit je einem Hauptstrahl. Zur rechten Gott Vater, zur Linken Christus und in der Mitte ganz frauenhaft der Heilige Geist. Ein magischer Ort der viele Geheimnisse birgt.